Wird die private Krankenversicherung schon bald teurer?
7. Oktober 2017Die private Krankenversicherung (PKV) ist derzeitig wegen Beitragserhöhungen in der Presse viel vertreten – zum Teil zu Recht, zum Teil aber auch zu Unrecht.
Die PKV steht vor dem Problem der vielen säumigen Versicherten, die ihrer Beitragszahlungspflicht nicht nachkommen. Zuvor konnte sie diese Versicherten kündigen. Doch das geht nicht mehr. Auch eine Leistungskürzung kann nur bis auf das Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung erfolgen. Das macht der privaten Krankenversicherung finanziell ordentlich zu schaffen. Und wenn hierfür keine andere Lösung gefunden wird, so werden die Versicherten schließlich die Nichtzahler aushalten müssen. Denn die hohe finanzielle Belastung kann die PKV letztlich nur auf ihre zahlenden Mitglieder ausgleichen.
Außerdem heißt es, die Beiträge würden teurer wegen einer Tarifumstellung einiger Anbieter. Das ist jedoch nur eine Halbwahrheit. Was so klingt, als würden alle Tarife teurer, ist letztlich nur eine Streichung eines Tarifes. Hierbei handelt es sich um Billig-Tarife verschiedener Anbieter, die diese als Lock-Angebot geschaffen haben, was jedoch nicht im gewünschten Effekt resultierte, dass die Versicherten schon bald in teurere und umfangreichere Tarife wechseln würden. Letztlich kann man also nicht von einer Beitragserhöhung, sondern nur von der Streichung einer schlechten Idee der Marketingabteilungen sprechen.
Zu guter Letzt werden im kommenden Jahr alle Anbieter Unisex-Tarife anbieten müssen, wie es Brüssel angewiesen hat. Diese Tarife werden für Männer teurer, denn bisher mussten die Frauen tiefer in die Tasche greifen. Auch hier handelt es sich also nicht um eine Beitragserhöhung, sondern nur um eine Umverteilung des Risikos in einem neuen Tarif.
Übrigens haben die deutschen Aktuare (Versicherungsmathematiker) errechnet, dass die Beiträge in der Privaten wesentlich geringer ansteigen, als bislang angenommen. Insgesamt wäre die Beitragssteigerung vergleichbar mit der in der Gesetzlichen und nur ganz geringfügig höher, wobei geringfügig bedeutet, dass der Unterschied nicht einmal ein halbes Prozent ausmacht.
So kann man also unterm Strich nicht zwingend von einer im kommenden Jahr bedeutend teureren privaten Krankenversicherung sprechen.