Filme zum selbermachen
17. Juli 2017Ein israelischer Professor Hat eine Kinotechnik entwickelt, bei der der Zuschauer zum Regisseur wird. Schaut man den Film am PC, kann die Handlung beeinflusst werden. Wann das geht, wird durch „Hotspots“ angezeigt. Die Technik ist zum Patent angemeldet. Der Professor will die Technik ins Kino bringen. Wie der Film abläuft, soll dann durch Mehrheitsentscheid bestimmt werden. Was daran patentwürdig ist, weiß ich nicht.
Im Frühjahr 2010 hatte schon die Agentur Jung von Matt einen Horrorfilm im Kundenauftrag entwickelt. Zuschauer brauchen dabei ein Handy, denn zwischendurch werden sie angerufen, um den weiteren Filmablauf zu bestimmen, in dem einer flüchtenden Frau geholfen wird. Handys im Kino. Auch nicht patentwürdig. Schon 2007 gab es ein ähnliches Experiment. Ich erspare Details. Es war glücklicherweise kurzlebig.
1998 gab es einen Internet-Horrorfilm namens „Monsterhome“. Am heimischen Rechner sollte der User-Zuschauer ein „unvergleichlich
einmaliges“ Heimkinoerlebnis erhalten. Ich habe es damals ausprobiert. Gemeinsam mit einem Hardcore-Computerspieler (der ich nicht bin). Mein Urteil
war eindeutig: Das Entscheidenmüssen nervte. Ich wollte einen vernünftigen Film sehen. Und nicht zwischendurch das Schicksal der Hauptpersonen durch
Tastendruck beeinflussen. Das Urteil des Spieler-Freundes war ebenso eindeutig:
Für ihn war das ein unglaublich schlechtes Computerspiel. Jedes echte und gute Computerspiel erlaubt nämlich viel mehr permanente
Steuerungsmöglichkeiten und entsprechende Überraschungen beim Spielverlauf.
Ich könnte noch weiter zurückliegende Experimente mit der vielbeschworenen Interaktivität im Kino zitieren. Sie kämen aufs Gleiche hinaus: Entweder wird einem ein ordentliches Spiel geboten. Und das kann nicht im Kino stattfinden, weil Mehrheitsentscheidungen per Handy ein Marketinggag von Agenturen sind, die ihre Kunden verblüffen wollen. Oder es gibt ordentliches Kino. Mit der fiebernden Passivität, die nur durch einen Schluck Cola und eine Handvoll Popcorn ein wenig aufgebrochen wird.
Damit ist auch klar, wohin sich der israelische Professor sein Patent stecken kann. Oder was von Berichten zu halten ist, in denen zum x-ten Mal eine wahrhafte Kino-Erlebnis-Revolution durch das Eingreifen des Zuschauers beschworen wird. Da lobe ich mir 3D-Effekte. Der Zuschauer taucht so richtig ab. Was soll man da noch in die Handlung eingreifen wollen?